ERFAHRUNGSBERICHT EINES INTERNATIONAL ERFOLGREICH TÄTIGEN BÜROS

Interview mit Architekt Dirk Pfeifer, ae fusion studio Architekten & Ingenieure (Krakau)

Dirk Pfeifer

Dirk Pfeiferae fusion studio

NAXNAX Netzwerk Architekturexport: Sie sind seit einigen Jahren als Partner im Büro ae fusion studio Architekten & Ingenieure in Krakau tätig und realisieren vor Ort die unterschiedlichsten Projekte, z.B. das Museum für Emigration in Gdynia: Welche Erfahrungen machen Sie als deutscher Architekt in Polen? Welche Ihrer Leistungen sind „Made in Germany“?
 

DP: Als Partner und Mitbegründer von ae fusion Studio haben wir konkrete Aufgabenteilung von in unserem Büro vereinbart. Ich bin als international registrierter und erfahrener Architekt für die Bereiche Entwurf und Baukonstruktion verantwortlich. Für alle vertragstechnischen, baurechtlichen und finanziellen Aufgaben ist meine polnische Partnerin zuständig.

Beim Thema Baukonstruktion haben wir in Polen die Erfahrung gemacht, dass leider allzu oft die Ästhetik und Detail- und Materialqualität den finanziellen Aspekten weichen muss. So kommt es z.B. vor, dass Bauherren manche Projekte gerne in „Low Budget Manier“, nach Erhalt der Baugenehmigung, selber fertigstellen (auch bei größeren Projekten). Dies ist jedoch nicht die Regel, stellt aber einen großen Unterschied zum deutschen Qualitätsanspruch in Sachen Materialwahl, Ausführungsplanung und Bauausführung dar.

Was das Thema Entwurf angeht müssen sich unsere polnischen Kollegen keinesfalls vor den deutschen verstecken. Man sieht vor allem in den letzten Jahren viele interessante und anspruchsvolle hochmoderne Neubauten von jungen motivierten Büros (darunter viele Museen), die sich auf einem internationalen Baukulturniveau bewegen.

Unser Büro hat sehr viele öffentliche Auftraggeber und akquiriert viele Aufträge in Polen über Verhandlungsverfahren und Wettbewerbe. Interessante Aufträge zu erhalten ist ein schwieriges Unterfangen, auch aufgrund einer hohen Architektendichte, die Ihre Dienste zu Dumpingpreisen anbietet. In den meisten Ausschreibungen wird zudem nach Generalplanungsleistungen gefragt – wer hier nicht ein gut eingespieltes Team von günstigen Ingenieuren an Bord hat wird mit der Konkurrenz nicht mithalten können. Zudem gibt es bei polnischen Verhandlungsverfahren das Recht, sich Referenzen von einen anderen Büro auszuleihen. Wenn diese dann erfüllt sind wird die Vergabe rein über das günstigste Honorar entschieden, das in der Regel von der HOAIHOAI Honorarordnung für Architekten und Ingenieure meilenweit entfernt ist.

Das Museum der Emigration, das wir über einen Wettbewerb (Festausstellung) und ein Verhandlungsverfahren (Gebäude) gewonnen haben, war bis jetzt sicherlich eines der interessantesten und schwierigsten Projekte unserer Bürogeschichte. Wir freuen uns auf die Eröffnungsfeier Mitte Mai.

 

Museum für Immigration, Gdynia

Museum für Immigration, GdyniaAE fusion studio

NAX: Sie haben für das Forschungszentrum für passive Gebäudetechnologie der TU Krakau die kompletten Ingenieurleistungen übernommen (außer Statik): Wie ist aus Ihrer Sicht die aktuelle Lage zum Thema Energieeffizienz in Polen?

DP: Ich glaube, dass Polen sich auf dem richtigen Weg befindet, was Projekte wie das Forschungszentrum für passive Gebäudetechnologie der TU Krakau beweisen. Hier forschen junge Architekten und Ingenieure und werden mit den neusten nachhaltigen Gebäudetechnologien für die Zukunft vertraut gemacht. Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und alternative Energien ist nicht so ausgebildet wie in Deutschland, wird jedoch stärker. Fakt ist, dass viele EUEU Europäische Union-Gelder verwendet werden um alte Gebäude zu thermo-modernisieren und energieeffizienter zu gestalten. Energieeffizienz bleibt ein zukunftsgerichtetes Berufsfeld, auch für unser Büro in Polen.

NAX: Welche Ratschläge können Sie deutschen Architekten mit auf den Weg geben, die z.B. in Polen bauen wollen?

DP: Wer in Polen planen und bauen möchte sollte sich auf jeden Fall ein polnisches Partnerbüro suchen. Mentalität, Sprache, Baugesetze, Regulierungen und nicht zuletzt die Behördengänge für Genehmigungen werden ohne einen polnischen Partner nicht durchfürbar.

NAX: Sie unterstützen das Netzwerk Architekturexport NAX als Kontaktarchitekt. Wie sehen Sie die Aufgaben und die zukünftige Entwicklung von NAX?

DP: Ich denke NAX ist eine intelligente und zukunftsweisende Plattform um international Kontakte mit ausländischen Büros zu knüpfen. Durch die fortschreitende Globalisierung wird das Arbeiten über Ländergrenzen hinweg immer aktueller. In unserem Büro arbeiten wir mittlerweile mit Partnerbüros aus Deutschland, England und Italien eng an verschiedensten Projekten zusammen.
 

NAX: Vielen Dank und weiterhin viel Erfolg, lieber Herr Pfeifer
 

Kontakt: pfeifer@aefusion.com
Weitere Informationen: www.aefusion.com

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