NAX Report 05/15: Veranstaltungsbericht Wiener Wohnbau

Veranstaltung der AK BerlinAK-Berlin Architektenkammer Berlin und NAXNAX Netzwerk Architekturexport zum Länderfokus Österreich: Der Wiener Wohnbau

Boris Trenkel

Die Architektenkammer Berlin als internationale Kammer mit Mitgliedern unterschiedlichster Herkunft, nutzt das neue Veranstaltungsformat „Architektenlounge International“ bei wechselndem Länderfokus dazu, den Informationsaustausch und die Vernetzung der Kammermitglieder untereinander zu stärken und für alle Inspiration aus dem internationalen Kulturaustausch zu schöpfen. Den Auftakt machte 2013 der Blick auf die Türkei, im Speziellen auf deren pulsierende Großstadt Istanbul. 2014 fiel die Wahl auf unseren naheliegenden Nachbarn Polen und seine vielfältigen zeitgenössischen Planungsansätze.

Nun im Jahre 2015 wendeten wir uns der stärksten Landesvertretung unter den internationalen Kammermitgliedern Berlins zu: Österreich.

Dessen Hauptstadt Wien ist eine der größten Immobilieneigentümer_innen Europas und gilt seit den legendären Bauten des Roten Wiens in den 1920er und 1930er Jahren als Vorreiterin in der Entwicklung innovativer sozialer Wohnprojekte. Durch Auslobung von sogenannten „Bauträgerwettbewerben“ werden hohe qualitative Standards erreicht. Trotz strenger Vorgaben in der Wohnbaurichtlinie und auch bei stark verdichteter Bauweise – denn die Stadt wächst in ähnlichen Größenordnungen wie Berlin – können spannende Innen-Außenbezüge, großzügige Gemeinschaftsflächen, hohe energetische Standards und innovative Materialanwendungen umgesetzt werden. Anhand realisierter Beispiele gaben die beiden österreichischen Architektinnen Prof. Bettina Götz, ARTEC Architekten und Prof. Sabine Pollak, Koeb & Pollak Architekten, beide mit Büros in Wien, Einblick in die Instrumentarien der Wiener Wohnbauförderung.

Gabriele Seitz, NAX

Gabriele Seitz, NAXBoris Trenkel

In der Begrüßung der sehr gut besuchten Veranstaltung machten Dr. Georg Locher, Direktor des Kulturforums Österreich in Berlin und der Vizepräsident Stephan Strauss der Architektenkammer Berlin deutlich, wie wichtig für die Hauptstadt Berlin die guten nachbarschaftlichen Beziehungen und wie wertvoll deshalb auch die fachlichen und geschäftlichen Netzwerke außerhalb und innerhalb der Architektenkammer Berlin sind.
 

Die österreichische Architektin Hille Bekic, S3A Architektur, engagiertes Mitglied der Berliner Kammer in der Vertreterversammlung, konnte für das Konzept der Veranstaltung gewonnen werden und führte klug und charmant durch den Abend.

Gabriele Seitz vom Netzwerk Architekturexport NAX der Bundesarchitektenkammer stellte eingangs die aktuelle Situation des deutschen Architekturexports in Österreich vor, der mit 11,1 % in 2013 neben der Schweiz den größten Anteil deutscher Planungsbüros innehatte. Die Gründe hierfür sind naheliegend: keine Sprachbarrieren, ähnliche Planungskultur und gegenseitige Anerkennung von Berufsabschlüssen.

Hille Bekic, S3A Architektur (Moderation), Theresa Keilhacker, Vizepräsidentin AK Berlin

Hille Bekic, S3A Architektur (Moderation), Theresa Keilhacker, Vizepräsidentin AK BerlinBoris Trenkel

Im anschließenden Vortrag von Prof. Bettina Götz „Wie Wien wohnt“ wurden die Unterschiede zum aktuellen Berliner Wohnungsbau insofern gleich augenfällig, als in Wien mehr Baukultur und Experimente bei Grundrissen und Architektur möglich zu sein scheinen und die Peripherielagen schon selbstverständlicher in den Fokus der Entwicklung gerückt sind. Der mentale Sprung über die Donau ist vollzogen und es geht um „wie“, nicht um „ob“ gebaut wird. Die kreativen Bauprojekte aus dem Büro ARTEC Architekten machten jedenfalls Lust auf mehr.

Text: Theresa Keilhacker, Vizepräsidentin Architektenkammer Berlin

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