NAXNAX Netzwerk Architekturexport: Als „NAX-Pate“ unterstützt das Büro Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten das Netzwerk Architekturexport. Wie sehen Sie die Aufgaben und die zukünftige Entwicklung des NAX?
AH: Die Qualitäten und die Aufgaben von NAX liegen nicht nur in den individuellen Kapazitäten der Büro-Paten und ihrer internationalen Vernetzung, sondern vor allem in der kollektiven Stellungnahme zu Themen unserer Zeit in unserer Berufswelt.
Diese ist zunehmend nur noch von mehrdisziplinären Teams – Kulturwissenschaftler ein bezogen – ganzheitlich zu bewältigen. Das zeigt sich bei vielen Projekten. Zugleich sind die Anforderungen an Kommunikation und Leistung international komplexer geworden und rücken auch, mittels Informationstechnologien – über räumliche Distanzen hinweg – in voller Komplexität, von Kulturkreis zu Kulturkreis, zeitnah und dicht an uns heran. Unsere Erfahrung hat uns gelehrt, andere Kulturen zu respektieren. Dafür erfahren wir Wertschätzung international. Aber die Nachfrage nach „deutscher Wertarbeit“, nach „made in Germany“ gibt es immer noch. Das ist auch gut so! Dennoch steht an, dass wir unser „know how“ so weitergeben, dass hochwertige Produkt ionsprozesse entstehen, die andere Nationalitäten produktiv einbinden. Das bedeutet, Konzepte, Strategien, Technologie … kann “made in Germany“ sein.
Was aber dann nicht fehlen darf, ist das Wissen zum Schließen der Nahtstellen in das andere Land hinein, die Brücke zur Umsetzung vor Ort, der Schlüssel zur Herstellung und letztlich auch die Fertigung als Prozess. Hier kann NAX einen wesentlichen Beitrag leisten, indem die „Kundenorientierung“ mit all ihren Fragen zu Produk tionsweise im jeweiligen Land der Fertigung von Bauwerken, Kosten- und Prozessteuerung etc. zum Thema gemacht wird. D.h. „made in Germany“ ist hierbei die Entwicklung von Wissen zu der Zusammenführung von bundesdeutschen und national spezifischen Wissensständen in Technol ogie und Umsetzung. Gerade in der Umsetzung liegt ein Schwerpunkt für den Export unseres Wissens, „Baukultur“ und „Nachhaltigkeit“ sind bereits Exportfaktoren. „Quantifizierung von Qualität“ könnte ein Querschnittsaspekt hiervon sein, denn letztlich geht es um die Optimierung von Prozessen und Produkten zugunsten von Mensch und Umwelt, auch wenn dies in einigen Ländern, erfreulicherweise, noch auf Handwerk zurück geht. Hier kann viel Anregung für unsere eigene bundesdeutsche Entwicklung von Berufswelten liegen, nachdem wir serielle Produktion, Standardisierung zum Preis der Minimierung von Bauteilen, Grundrissen und Räumen seit Beginn des 20 Jahrhunderts, und vor allem in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg, durchwandert haben.
NAX: Wie konkret sieht Ihrer Ansicht nach die Zusammenarbeit in einem Netzwerk aus, das den Export von Dienstleistungen fördert? Sehen Sie hier Kollegialität oder doch eher Konkurrenzdenken?
AH: Die Vernetzung mit Kollegen kann das Potential für mehrdisziplinäres Arbeiten im internationalen Rahmen fördern. Die Kollegialität kann durch Gründung von GbRs inhaltlich und rechtlich gestützt werden.
NAX: Wie kommen Sie an Aufträge im Ausland? Gibt es laufende Projekte in Ihrem Büro?
AH: Aufträge beruhen auf Nachfrage. Diese beruht auf guten Leistungen. Mit einem guten Namen kann man sich aber nicht ausruhen. Man muss multi-medial präsent sein und Fortschritte dokumentieren. Das kann interkollegial bei NAX geschehen.
NAX: Sehen Sie wachsende Kontinuität bei Ihren Auslandsaktivitäten?
AH: Die Kontinuität war und ist hoch. Die Herausforderung, an unterschiedlichen Orten der Welt zu arbeiten, mit dem jeweiligen Ort zu sprechen, ist schön und groß. Deshalb wünschen wir uns eine Steigerung der Auslandsaktivitäten.
NAX: Sie waren in einem der Schwerpunktländer unser es aktuellen NAX-Reports, in Kasachstan aktiv. Welche Projekte haben Sie dort realisiert?
AH: Die Arbeiten in Astana (Event Park, Präsidenten Park, River Park Shymkent) waren sehr gute Erfahrungen. Wir erhielten z.B. einen Anruf mit der Bitte, einen soeben fertig gestellten Park (Präsidentenpark) neu zu konzipieren. Auftraggeber war in allen Fällen der größte Baukonzern des Landes. Die Auftragsarbeit umfasste die Vorbere itung der Umsetzung durch Konzeption. Die Umsetzung dieser Parkanlagen ist in Teilen begonnen. Unsere Arbeit ging jedoch nicht in die Umsetzung hinein. Hier spielten Politik vor Ort, Auftragsvergabe an örtliche Büros etc. eine entscheidende Rolle.
NAX: Welche Entwicklungen im wirtschaftlichen und urbanen Bereich sehen Sie in beiden Ländern, welche Potentiale und Chancen für deutsche Architekten?
AH: Länder östlich von Europa werden mit großer Wahrscheinlichkeit wirtschaftlich Nähe zu Europa suchen und ihre Städte und Dörfer europäischen Anforderungen an Qualität angleichen wollen. Die Potentiale und Chancen für deutsche Architekten liegen darin, das Knowhow „made in Germany“ so zu vermitteln, dass globale Anforderungen an Qualität (Baukultur, Nachhaltigkeit)dort entstehen und angenommen werden und dass zugleich regionale und örtliche Besonderheiten (Nutzungs- und Bewegungsmuster, Produktionsweisen) räumlich und sozio-kulturell für die Kooperation transparent gemacht werden und mittels Kooperation Fortführung und Erneuerung finden. Hierzu wäre es notwendig, die Bedingungen vor Ort besser zu kennen, mit örtlichen Firmen zusammenzuarbeiten und/ oder vor Ort ein Büro zu haben und die Schnittstellen der Produktion von Architektur und Raum gemeinsam auszuloten. Mit Hilfe unserer Wissensbasis können wir mit Fragen zu national/ regional herrschenden Produktionsweisen diese Phasen der Kooperation vorbereiten. Das geht am besten im Rahm en von Workshops/ Ausstellungen vor Ort.
NAX: Vielen Dank, Frau Prof. Haase, für Ihre Zeit und die Beantwortung unserer Fragen!