NAXNAX Netzwerk Architekturexport: Welche Projekte realisieren Sie zurzeit in Saudi-Arabien, und wie kamen und kommen Sie an die Aufträge?
JS: Wir sind derzeit mit einer Vielzahl von Aufgaben in Saudi-Arabien beschäftigt. In 2015 haben wir unter anderem ein städtebauliches Entwicklungskonzept für die Innenstadt Riads erstellt. Durch den Bau eines Metronetzes von 170 km Länge wird auch die Innenstadt durch acht Metrohaltestellen erschließungstechnisch extrem aufgewertet. Es ist somit auch erforderlich, dass das Umfeld um die Metrohaltestellen auf die Erschließungsgunst reagieren muss. Unsere Planung zeigt für die Innenstadt auf, wie städtebauliche, verkehrliche und landschaftsarchitektonische Aspekte in Einklang gebracht werden können.
Des Weiteren erarbeiten wir für das Wohnungsbauministerium acht städtebauliche Masterpläne, die die Grundlage zur Schaffung von Wohnraum für insgesamt 120.000 Menschen bieten werden. Aber auch Masterpläne für die Aufwertung von bestehenden Industriegebieten in Riad und Dammam werden durch unsere Teams bearbeitet.
Sehr stolz sind wir zudem auch darüber, dass wir für das Wirtschafts- und Handelsministerium das neue Ministeriumsgebäude (MCI) mit einer Größe von ca. 45000 qm oberirdische BGF in Riad planen dürfen.
NAX: Für anspruchsvolle Projekte benötigen Sie verlässliche und hoch qualifizierte, multikulturell offene Mitarbeiter – wie akquirieren Sie diese?
JS: Mit unserer internationalen Ausrichtung gehören wir zu den deutschen Architektur- und Planungsbüros, die für international ausgebildete und/ oder erfahrene Architekten und Stadtplaner interessant sind. Dadurch erreichen uns kontinuierlich Initiativbewerbungen, von denen wir interessante Kandidaten zu einem persönlichen Gespräch einladen. Bislang konnten wir daher von einer Einbindung von Personaldienstleistern absehen.
NAX: Thema BIM (Building Information Modeling): arbeiten Sie bereits damit an Projekten im arabischen Raum?
JS: Ja. Wir bearbeiten derzeit das vorgenannte Ministerium in der Objektplanung durchgehend als bauteilorientiertes Gebäudemodell in 3D. Diesem Modell sind die Anforderungen des Raum- und Funktionsprogramms als Soll hinterlegt und jederzeit gegen den im Modell abgebildeten Planungsstand prüfbar. Durch erweiterte Attribuierung von Bauteilen beziehungsweise Räumen und den Einsatz eines Modell-Checkers wird die erforderliche Qualität des Modells sichergestellt. Die einzureichenden Pläne und Berechnungen/ Listen werden durchgehend aus dem Modell generiert, um die Konsistenz und Kongruenz von Daten und Planung untereinander zu gewährleisten. Aus dem Modell werden die Grundlagen für den konventionellen Modellbau als Export geliefert und über den Import in eine Game Engine ist die virtuelle Begehung des Gebäudes mittel Virtual Reality Brille möglich.
NAX: Welche sind aus Ihrer Sicht die wesentlichen Chancen und Herausforderungen auf dem bauwirtschaftlichen Markt in Saudi-Arabien?
JS: Saudi-Arabien bietet mit seiner wirtschaftlichen Dynamik, seiner Strategie zur Diversifizierung der Wirtschaft und seinem Bevölkerungswachstum gute Voraussetzungen, um dort als Architekten und Stadtplaner tätig zu sein. Da sich die private Immobilienwirtschaft ebenfalls professionalisiert, besteht eine relativ hohe Nachfrage nach Planungsdienstleistungen.
Die derzeit größte Herausforderung ist mit Sicherheit der niedrige Ölpreis, der zur einer Drosselung staatlicher Ausgaben geführt hat. Da momentan von einer Stagnation des Preises ausgegangen werden kann, wird dies auch in den Staatshaushalten der kommenden Jahre zu einem restriktiveren Ausgabeverhalten führen.
NAX: Vielen Dank Herr Schares und weiterhin noch viel Erfolg.