NAXNAX Netzwerk Architekturexport: Ihr schreibt auf eurer Website „Wir entwickeln Architektur mit umfassender Nachhaltigkeit auf der Grundlage einer ganzheitlichen Perspektive.“ – Wie genau macht sich sozial-nachhaltige Architektur in eurer Arbeit und in euren Projekten bemerkbar?
kadawittfeldarchitektur: Zukunftsfähige Architektur schafft eine Balance zwischen ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten. Die Lebensqualität der Menschen, das Miteinander – wie wollen wir leben, wohnen, arbeiten – ist eine selbstverständliche Qualität, wenn es um Nachhaltigkeit im umfassenden Sinne geht. Unsere Entwurfshaltung gründet auf der Überzeugung, dass Architektur die Fähigkeit und Aufgabe hat, über ihre funktionale Bestimmung hinaus Mehrwerte zu schaffen. So entstehen zusätzliche (stadt-)räumliche und atmosphärische „Mehrwert-Räume“ von hoher architektonischer Qualität, die in jedem Projekt anders aussehen, nicht zuletzt weil die sozialen Bedürfnisse immer wieder andere sind.
NAX: kadawittfeldarchitektur ist sowohl in Deutschland als auch in Europa erfolgreich tätig – bei welchen eurer Auslandsprojekte konntet Ihr Aspekte der sozialen Nachhaltigkeit umsetzen?
kadawittfeldarchitektur: Für den Umbau des Salzburger Hauptbahnhofs war der Aspekt des Mehrwertes für den Stadtraum grundlegend. Der Bahnhof ist das Tor zur Stadt und so sah die Gesamtkonzeption vor, die ehemals getrennten Stadtteile über Brücken- und Passagenbauwerke zu verbinden und den Stadtteil Schallmoos mit einem neuen Zugang einzubeziehen. Eine quer unter den Gleisen geführte, über die restaurierte Empfangshalle erschlossene und nach oben offene Passage, verknüpft nicht nur die verschiedenen Ebenen und Funktionen des Bahnhofsprojektes, sondern schafft öffentlichen Raum und verbindet Stadtteile.
Das Seniorenwohnhaus St. Nikolaus im österreichischen Neumarkt am Wallersee, vor mittlerweile 17 Jahren fertiggestellt, ist analog zu einem Dorf mit seiner Folge von Wegen und Plätzen aufgebaut. „Urbanität“ im Haus bedeutet Raum zum Miteinander. Und so begegnet man sich in der zentralen Halle wie auf einem Dorfplatz, unterhält sich beim Kaffee. Oder trifft sich mit seinem Nachbarn auf der „front porch“, ein Vorbereich mit Sitzbank, die sich zwei der wie kleine Häuser an einer Wohnstraße aufgereihten Zimmer teilen.
NAX: Gibt es eine bestimmte Erwartungshaltung an Euch als deutsches Architekturbüro, wenn ihr im Ausland arbeitet? Wie begegnet ihr dieser?
kadawittfeldarchitektur: Aufgrund unserer Büros in Aachen und Berlin werden wir als deutsches Architekturbüro wahrgenommen, obwohl unser Team mittlerweile international ist und die österreichischen Wurzeln nicht wegzudenken sind. Von uns wird neben architektonischer Qualität erwartet, dass wir die Gesamtabläufe optimal koordinieren und die Wirtschaftlichkeit der Projekte für den Bauherren sicherstellen. Das erfordert Fähigkeiten, die mit einem deutschen Planungsbüro in Verbindung gebracht werden. Wir verstehen diesen Anspruch nicht als überholtes Klischee, sondern als Herausforderung in unserer täglichen Arbeit. Vor allem in Österreich erfahren wir, dass Architektur als wertvoller kultureller Beitrag anerkannt ist und Aspekte gestalterischer Qualität fest im gesellschaftlichen Diskurs verankert sind.
NAX: Wir bedanken uns sehr herzlich für eure Zeit!