Das NAXNAX Netzwerk Architekturexport-Patenbüro LAVA ist seit seiner Gründung vor 14 Jahren auch im arabischen Raum aktiv. Langjähriger NAX-Pate und LAVA-Mitgründer Prof. Tobias Walliser berichtet über ihre Anfänge in der arabischen Welt und über die Aktivitäten des Büros beim Großprojekt NEOM.
Ein Beitrag von Prof. Tobias Wallisser, LAVA
Wir haben 2007 unser Büro gegründet und von Anfang an an Projekten in Arabien gearbeitet. Unsere ersten Projekte waren ein solarbetriebenes Skiresort in Abu Dhabi und ein Hochhaus, das den Namen von Michael Schumacher tragen sollte. Mit dem Gewinn des Wettbewerbs für das Stadtzentrum der Stadtplanung von Masdar – eines von Norman Foster als CO₂-freie Stadtentwicklung konzipiertes Projekt in Abu Dhabi 2009 – haben wir uns noch intensiver mit den Möglichkeiten zur Integration von regenerativen Energien und nachhaltigen Maßnahmen für Projektentwicklungen im arabischen Raum befasst. Auch wenn diese Projekte nicht realisiert wurden, haben wir viel über die lokalen Prozesse, Entscheidungsstrukturen und Verhandlungspraktiken – aber auch über die Frage der Zusammenstellung von Projektteams intern und zusammen mit externen Fachplanern – gelernt.
Seit 2010 sind wir in Saudi Arabien unterwegs. Basierend auf den frühen Erfahrungen aus Abu Dhabi haben wir besonders mit anderen Planern aus Deutschland zusammengearbeitet, da uns ein Grundverständnis für Qualität und die Auffassung über die gemeinsame Verantwortung für den erfolgreichen Abschluss der Planung verbindet. „German Engineering“‘ ist im arabischen Raum hoch angesehen, gleichzeitig sind Geschwindigkeit, Flexibilität und lokale Kontakte zur Einschätzung der Situation gefragt.
Das erste Forschungsgebäude in Saudi-Arabien, das mit passiven Maßnahmen den Kühlbedarf reduziert, war ein Gebäude für SIPCHEM in Al Khobar und wurde 2015 von uns fertiggestellt. Zusammen mit unserem Partner und NAX-Kollegen Bollinger Grohmann haben wir außerdem ein 17-geschossiges orts- und klima-spezifisches Verwaltungshochhaus und ein zentrales Gebäude für KACST (Forschungs- und Innovationscampus in Saudi-Arabien) 2019 fertig stellen können.
Seit 2019 bearbeitet unser Büro Projekte in NEOM, zuerst Wettbewerbe, nach Gewinn eines Masterplans seit 2020 auch einen Masterplan für ein touristisches Projekt mit ca. 800.000 m2 Nutzfläche. NEOM ist ein äußerst spannendes Projekt, das sehr große Ambitionen und ein hohes Tempo vorgibt. Bei NEOM werden extreme Anforderungen an die Flexibilität und Geschwindigkeit der Planer gestellt – meistens planen dort global players, ausgezeichnet durch internationale Preise.
Unsere Erfahrungen aus früheren Projekten kamen uns sehr zugute. So haben wir uns nicht von den Vertragsklauseln zum (nicht vorhandenen) Urheberrecht, Höhe des geforderten Versicherungsschutzes oder evtl. geforderten Bürgschaften abschrecken lassen und konnten zeigen, dass wir uns entweder auskennen, oder auf ein sehr leistungsfähiges Netzwerk von Experten zurückgreifen können. Für die Versicherung wurden wir von unseren NAX-Kollegen von AIC International bestens beraten und konnten alle Forderungen erfüllen. Wir arbeiten in einem globalen Team mit Planern von Australien über Dubai, Portugal, Deutschland bis hin nach Kanada. Alle haben sich verpflichtet, die Klauseln des Hauptvertrages „paid-as-paid“ zu akzeptieren und wissen, dass das Geld mit etwas Verzögerung bezahlt werden wird. Wir haben einen monatlichen Zahlungsterminplan mit monatlichen Zwischenabgaben erstellt, um einen regelmäßigen Zahlungseingang zu gewährleisten. Trotz Corona waren wir bislang viermal vor Ort und haben dort sogar wochenlang mit dem Team des Auftraggebers zusammengearbeitet, viele neue Kontakte geknüpft und viele alte Bekannte wiedergetroffen.
Derzeit ist der deutsche Pavillon ‚Campus Germany‘ für die EXPO 2020 (+1) in Dubai im Bau. „Connecting Minds – Creating the Future” ist das Motto der EXPO, das auch für unsere Aktivitäten passt. Für uns bietet dieser Markt immer noch die beste Chance, gutes Design mit innovativer Technologie für zukunftsorientierte Projekte einzusetzen, um neue Lebensqualitäten zu schaffen.