„Sustainable Futures, Leave No One Behind“ lautete das Motto des UIAUIA Union Internationale des Architectes International Union of Architects World Congress Of Architects, der vom 2. bis 6.7.2023 in Kopenhagen stattfand. Im Rahmen des Kongresses organisierte das Netzwerk Architekturexport NAXNAX Netzwerk Architekturexport am 4. und 5.7. eine Delegationsreise nach Dänemark, um den Austausch mit den dänischen Kolleginnen und Kollegen in der Architektur- und Baubranche zu fördern und Einblicke in die Architekturlandschaft Kopenhagens zu bekommen.
Auf dem Programm standen ein Empfang mit Paneldiskussion in der deutschen Botschaft in Kopenhagen, ein Wirtschaftsbriefing zum dänischen Markt für Architekturdienstleistungen, Bürobesuche und Projektbesichtigungen sowie viele weitere Möglichkeiten für Erfahrungsaustausch und Networking mit dänischen Architektinnen und Architekten.
Zudem waren NAX und BAKBAK Bundesarchitektenkammer auf dem Kongress mit einem UIA Member Section-Stand präsent, wo die digitale NAX-Ausstellung „Now, Near, Next, – Transforming German Architecture“ erstmals vor Ort einem breiten, internationalen Fachpublikum vorgestellt wurde. Mit einer Mischung aus analogen und digitalen Items gelang der Brückenschlag vom Ausstellungsstand in den virtuellen Now, Near, Next,-Raum.
Standeröffnung
Nach einem erfolgreichen ersten Ausstellungstag auf dem gemeinsamen UIA Member Section-Stand von NAX und BAK am Montag, 3.7., folgte am Dienstagvormittag die offizielle Ausstellungseröffnung durch den deutschen Botschafter in Dänemark, Prof. Dr. Pascal Hector. Zugegen waren neben Delegationsteilnehmern auch die BAK-Präsidentin Andrea Gebhard, BAK-Bundesgeschäftsführer Dr. Tillman Prinz und ACE-Präsidentin Ruth Schagemann.
Reception und Panel deutsche Botschaft
Am Abend des 4.7. lud NAX in Kooperation mit der Deutschen Botschaft Kopenhagen zum Abendempfang mit Paneldiskussion in die Portland Towers im Stadtteil Nordhavn ein
In seiner Willkommensrede betonte der deutsche Botschafter in Dänemark, Prof. Dr. Pascal Hector, dass dänische Architektur seit jeher auf internationalem Austausch basiere. Zudem ging er auf weitere Ideen und Grundsätze dänischer Architektur ein, wie etwa das Ziel, eine „gute Umgebung für gutes Wohnen“ zu schaffen, und in Sachen Nachhaltigkeit zu punkten. Ein gelungenes Beispiel für nachhaltiges Bauen: das Botschaftsgebäude selbst. Aus zwei ausrangierten Zementsilos wurde eine der architektonischen Attraktionen der dänischen Hauptstadt, ein öko-zertifizierter Bürokomplex, mit moderner, spektakulärer Fassade und sensationellem 360°-Panorama über Stadt und Meer. Die perfekte Location für die folgende Paneldiskussion zum Thema nachhaltiges Bauen in Deutschland und Dänemark.
Auf dem von Dr. Tillman Prinz moderierten Panel diskutierten: Botschafter Prof. Dr. Pascal Hector, BAK-Präsidentin Andrea Gebhard, sowie die Architekten Prof. Xaver Egger vom NAX-Patenbüro SEHW Architektur und Jeppe Dueholm von Vilhelm Lauritzen Architects aus Kopenhagen.
Herauskristallisiert wurden Unterschiede und Gemeinsamkeiten – in den politischen Systemen, in den Mentalitäten und im Umgang mit Problemen und Herausforderungen im jeweiligen Land. Die Diskutanten betonten, wie wichtig Austausch, Neugier und Offenheit seien, um voneinander zu lernen.
VELUX Living Places
Mit der Besichtigung der VELUX Living Places in Jernbanebyen, auf dem Gebiet des alten Kopenhagener Güterbahnhofsgeländes, begann das facettenreiche Tagesprogramm am Mittwochmorgen. Der Architekt Juan Pablo Herrero Gil vom Design und Research Studio EFFEKT, Mitinitiator des Projekts, führte die Delegation über das Living Places-Areal mit insgesamt sieben Prototypen – fünf offene Pavillons und zwei fertiggestellte Wohnhäuser in Originalgröße. Er erklärte das nachhaltige Konzept mit den niedrigsten CO2-Emissionen in Dänemark und zeigte den Besuchern die Innenräume der beiden fertigen Gebäude. Nach einer Stärkung mit Kaffee und Zimtschnecken ging es mit dem Fahrrad weiter zur nächsten Station.
Büro Hopping @Henning Larsen
Von der Bahnhofsbrache ging es weiter in Kopenhagens Haupteinkaufsstraße Vesterbrogade, in die Büroräume von Henning Larsen, wo die Architektinnen Laura Vogt und Wiebke Ahues (Studio Director Berlin) die Delegation willkommen hießen.
Bevor es durch die Büroräume ging, stellte Laura Vogt die Arbeitsweise des renommierten dänischen Architekturbüros und einige der wichtigsten und bekanntesten Projekte, u. a. die Royal Danish Opera in Kopenhagen, vor. Die Teilnehmer lernten unter anderem, wie das Thema Nachhaltigkeit nicht nur in Projekten, sondern auch im Unternehmen selbst ganzheitlich gelebt und umgesetzt wird. So werden etwa die Nachhaltigkeit von Materialien mittels der Materialpyramide hinterfragt und für die Modelle kompostierbare Materialien wie Kaffeesatz oder Eierschalen aus der Kantine verwendet. Auch dem Thema Recherche kommt ein großer Stellenwert zu. Derzeit wird z. B. Betondruck getestet. Wiebke Ahues schlug mit ihrem Rückblick auf die im Frühjahr 2023 im Berliner Aedes Architekturforum gelaufene Ausstellung „Changing our Footprint“ einen Bogen nach Berlin. Ziel der Ausstellung war es, in den Dialog zu kommen, wie Materialverschwendung vermieden und nachhaltig gebaut werden kann.
KAB House und Wirtschaftsbriefing
Mit der Besichtigung des Hauptsitzes der Wohnungsbaugesellschaft KAB (KAB House) zeigte das Büro Henning Larsen eines seiner neuesten abgeschlossenen Projekte (2021) in Kopenhagen. Das fünfeckige Gebäude ohne klassische Vorder- und Rückseite befindet sich an zwei Hauptverkehrsachsen, zwischen einem der ältesten und jüngsten Stadtviertel. Präsentiert sich der Eingangsbereich im Erdgeschoss noch wie der eines klassischen Bürogebäudes, überraschen die holzverkleideten oberen Etagen rund um das Atrium durch wohnlichen Charakter, mit großen Gemeinschaftsküchen, Einrichtungen mit Wohnmöbeln und von den Treppen aus einsehbaren kleineren Meetingräumen.
Ganz oben angekommen, konnte die Gruppe von der Dachterrasse aus auf die umliegenden Gebiete blicken, bevor es zum Wirtschaftsbriefing in die Roof Top-Orangerie ging. Rikke Petersen, Head of Green Transition Team bei Copenhagen Capacity, und Lars-Emil Kragh, stellvertretender Direktor beim dänischen Verband der Architekturbüros (Danske Arkitektvirksomheder), gaben Einblick in den dänischen Architekturmarkt sowie wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Strukturen in in Dänemark und Kopenhagen. So lernten die Zuhörer u. a., dass „Architekt“ kein geschützter Titel in Dänemark ist, dass Architektur in Dänemark eher einen künstlerischen Fokus hat und deutsche Architektinnen für Dänen manchmal fast wie Ingenieure klingen. Es sei absolut ratsam, sich einen dänischen Partner zu suchen, um sich auf dem Markt behaupten zu können. Eine reine Firmenansiedlung hingegen sei in Kopenhagen und Dänemark sehr einfach für ausländische Unternehmer.
Büro Hopping @Vilhelm Lauritzen Architects
Auf einer Fahrradtour quer durch die Stadt konnte die NAX-Delegation die Vielfalt der Kopenhagener Stadtlandschaft erleben. Jeppe Dueholm, Partner bei Vilhelm Lauritzen Architects, dem Kopenhagener Kooperationspartner von NAX-Pate SEHW Architektur, brachte die Gruppe sicher nach Nordhavn, zu den Büroräumen von Vilhelm Lauritzen Architects. Diese befinden sich in einem 2014 umgebauten Lagerhaus aus den 1920er Jahren.
Nach einer kulinarischen Stärkung in der Kantine, ganz traditionell in Form von Smørrebrød, stellte Jeppe Dueholm das 1922 gegründete, renommierte Kopenhagener Büro vor. Zu den bekanntesten Bauten des Bürogründers zählt der 1939 fertiggestellte Vilhelm Lauritzen Terminal am Kopenhagener Flughafen. Ein modernistisches Meisterwerk, das mit seiner Aufteilung in eine Land- und eine Luftverkehrsseite die Architektur von Flughafengebäuden maßgeblich prägte. Seit Ende der 1990er Jahr steht das mit der Europa Nostra, European Heritage Honorary Medal ausgezeichnete Gebäude unter Denkmalschutz und ist heutzutage nur noch für ausgewählte VIPs zugänglich. Auch mit der aktuell laufenden Erweiterung von Terminal 3 wurde das Büro betraut.
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Auf einen kurzen Rundgang durch die Büroräume folgte die Tour de NAX durch den gesamten Nordhavn, wo Jeppe Dueholm der Gruppe zahlreiche von VLA realisierte Projekte zeigte und erklärte, u. a. das Tip of Nordø-Gebäude am Hafeneingang, mit DGNB Gold Zertifizierung, dessen Fertigstellung in diesem Jahr erfolgen soll.
NOW, NEAR, NEXT, meets UIA
Auf dem UIA Member Section-Stand von NAX und BAK auf dem UIA World Congress of Architects im Kopenhagener Bella Center wurde die NAX-Ausstellung „Now, Near, Next,“ erstmals vor Ort einem breiten, internationalen Fachpublikum vorgestellt. Mit einer Mischung aus analogen und digitalen Items gelang der Brückenschlag vom Ausstellungsstand in den virtuellen „Now, Near, Next,“-Raum. Screens, Banner und Projektpostkarten lockten zahlreiche der knapp 10.000 Kongressbesucher an den Stand, die sich das Konzept erklären ließen, Informationen zu einzelnen Projekten erfragten und über den QR-Code in den virtuellen Ausstellungsraum eintraten, um ihre ganz persönliche Tour dort fortzusetzen. Das Format fand über den gesamten Kongresszeitraum hinweg großen Anklang und wird auf dem Deutschen Architekt*innen Tag am 29.9.2023 in Berlin fortgesetzt.
NAX on Tour: Side Events
Für einen Teil der NAX-Delegation begann das Programm bereits am Montagnachmittag, 3.7. mit einer kulinarischen Entdeckungstour durch Kopenhagen. Copenhagen Capacity lud zu einer Food-Bike-Tour quer durch die dänische Hauptstadt ein. Los ging es im Meatpacking District in Vesterbro, wo Morten Kryger Wulff, Chef von Cykelkokken, seine Gäste mit einem ersten Snack begrüßte und seine mobile Fahrradküche vorstellte. Weitere Stationen waren die Kalvebod Bølge, eine wellenförmige Verlängerung der Uferpromenade an der Kalvebod Brygge, die vom dänisch-isländischen Künstler Ólafur Elíasson entworfene 2015 fertiggestellte Fußgängerbrücke Cirkelbroen und die Freistadt Christiania. Die Tour endete an, bzw. auf einer architektonischen Besonderheit Copenhagens: CopenHill von der Bjarke Ingels Group. Auf der Dachterrasse der Müllverbrennungsanlage mit Skipiste, Wanderweg und Kletterwand hatten die NAX-Paten und Partner, bei tollem Ausblick auf Stadt und Umgebung, reichlich Gelegenheit zum Networking und Austausch mit dänischen Kollegen und Stakeholdern.
Wer nach dem intensiven Delegationsprogramm am Mittwoch, 5.7., abends noch Energie hatte, konnte den Tag im Danish Architecture Center (DAC) im BLOX-Gebäude bei der Veranstaltung Architects not Architecture (in Kooperation mit NAX-Partner Equitone) mit inspirierenden Vorträgen der Architekten Kerstin Thompson, Jan Gehl und Anna Heringer beschließen.