Gemeinsam mit der österreichischen Bundeskammer der ZiviltechnikerInnen (BKZT), der Sektion Internationales des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins SIA und der Bundesingenieurkammer BIngK organisierte das NAXNAX Netzwerk Architekturexport am 9.11.2023 einen weiteren Trinationalen Erfahrungsaustausch zum Thema Vergabe. Die Veranstaltungsreihe findet seit 2017 statt und vertiefte, dieses Mal in Wien, den berufspolitischen Austausch mit den Kolleginnen aus der DACH- Region zum Schwerpunkt „Öffentliches Auftragswesen im D-A-CH Raum: Gesamtvergabe oder der Trend zum Generalübernehmer“.
Austausch
Zunächst erläuterten Laurindo Lietha, Verantwortlicher Vergabewesen beim SIA, Karina Bruckner, Generalsekretärin der BKZT, Volker Schnepel, Justiziar und stellvertretender Geschäftsführer der BAK sowie Martin Falenski, Geschäftsführer der BIngK die begrifflichen und juristischen Definitionen von Gesamtvergabemodellen in ihren jeweiligen Ländern, die teilweise recht unterschiedlich ausfallen.
Anschließend diskutierten die Vertreterinnen und Vertreter der Verbände unter der Moderation von Simon Hubacher, SIA international, über die Trends und politische Bewertungen der Gesamtvergabe in den verschiedenen Ländern. Es wurde festgestellt, dass der Planungsraum der drei Länder überwiegend kompatibel und durch die sprachlichen Gegebenheiten und die ähnliche Bürostruktur eine effektive Zusammenarbeit durchaus chancenreich ist. Ebenso wurde in allen drei Ländern die gleiche Strukturveränderung festgestellt: Es gäbe immer weniger kleine Planungsbüros, stattdessen würden große Büros und Konzerne den Markt übernehmen. Es müsse daher an Vergabemodellen gearbeitete werden, die alle Bürostrukturen berücksichtigten und somit die Chancengleichheit gewährleisteten.
Nach der Kaffeepause stellten die Länder ihre jeweiligen Instrumente und Maßnahmen im Bereich der Vergabepraxis zum Schutz von Baukultur und dem Planungssektor vor. Die Bundesarchitektenkammer verwies in diesem Rahmen auf die folgenden Publikationen: „Leitfaden zur Vergabe Verordnung Vgv“, „Praxisleitfaden zur Umsetzung des Leistungswettbewerbs“ und „Leitfaden für Partizipation in Vergabeverfahren für Planungsleistungen“. Laurindo Lietha stellte das vom SIA erstellte „Argumentarium für Organisationsmodelle“ und das neue Online-Instrument „Wegweiser Planungsbeschaffung“ vor. Die österreichische Kammer präsentierte als Best-Practice Beispiel die Vergabeplattformen zur Qualitätssicherung www.architekturwettbewerb.at und www.bestevergabe.at.
Am Ende des thematischen Austausches waren sich alle Teilnehmenden einig, dass Rahmenbedingungen in der Vergabe geschaffen werden müssen, die Chancengleichheit für alle Büros – auch die kleineren und mittelständischen – gewährleisten. Außerdem sei es wichtig, mit der ausführenden Seite ins Gespräch zu kommen und Verfahrensbegleiter noch besser zu schulen.
Am Abend trafen sich ca. 15 D-A-CH-Büroinhabende und die Mitwirkenden am Kammeraustausch zu einem Matchmaking Dinner über den Dächern Wiens.
Fachexkursion
Abgerundet wurde die Delegationsreise am Freitag mit einer Architekturführung durch das Wohnprojekt Biotop City und eine Führung durch das österreichische Parlament.