Die Baubranche in Dänemark ist trotz Produktionseinschränkungen aufgrund von Arbeitskräftemangel auf Erfolgskurs. Der größte Anstieg entfällt auf die Bereiche Tiefbau und Elektroinstallation, wo der Umsatz zwischen dem vierten Quartal 2022 und dem ersten Quartal 2023 um 42,5 % bzw. 19,2 % gestiegen ist. Am geringsten ist der Anstieg im Baugewerbe, das im gleichen Zeitraum „nur“ um 2,3 Prozent zulegte.
Im Verhältnis dazu stiegt die Beschäftigung im dänischen Baugewerbe um 0,7%, von 192.900 Personen im vierten Quartal 2022 auf 194.400 Personen im ersten Quartal 2023. Die Zunahme der Beschäftigung ist vor dem Hintergrund steigender Zinsen und hoher Inflation dennoch überraschend. Anderseits bieten sich durch die Transformation des Bauwesens bzw. den „grünen Wandel“ enorme Potenziale für Architekten und Ingenieure. Ab 2023 ist es bspw. gesetzlich verpflichtend für alle Neubauten, die CO2-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus zu bilanzieren.
Dänemark ist in punkto Nachhaltigkeit bereits Vorreiter und laut dem Environmental Performance Index 2022 aktuell das umweltfreundlichste Land der Welt. Die Landeshauptstadt soll dabei an der Spitze des „grünen Wandels“ stehen. Eine Mehrheit im Kopenhagener Rathaus hat sich jüngst darauf geeinigt, dem Ausbau der Metro und der Infrastruktur in der Landeshauptstadt mit 6,3 Milliarden DKK Priorität einzuräumen. Zudem stehen eine Vielzahl von weiteren Infrastrukturprojekten an. Bspw. soll der Fehmarnbelt-Tunnel (längste Absenktunnel der Welt und der längste Tunnel für den kombinierten Schienen- und Straßenverkehr) zwischen Dänemark und Deutschland voraussichtlich Anfang 2025 an eines der vier präqualifizierten Konsortien vergeben werden.
Nachhaltiges Bauen und zukunftsorientierte Stadt- und Verkehrsplanung ist nur mit kompetenten Architekten und Ingenieuren möglich. Trotz Fachkompetenz und Sorgfalt bleiben Risiken und die Gefahr von Haftungsansprüchen. Daher ist es für Planende von entscheidender Bedeutung, sich auch für Ihre Leistungen in Dänemark angemessen abzusichern. Als Mitgliedstaat der Europäischen Union (EUEU Europäische Union) und des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) ist eine Tätigkeit im Rahmen der EU-weiten Dienstleistungsfreiheit (Freedom of Services) sowohl für deutsche Planungsbüros als auch für deutsche Versicherungsunternehmen grundsätzlich ohne weiteres möglich.
Voraussetzungen für den Marktzugang in Dänemark
Architektinnen und Ingenieurinnen tragen eine hohe Verantwortung für die Planung, Umsetzung und Sicherheit von Bauprojekten. Bei Fehlern oder Mängeln in der Konzeption, Planung und/oder Ausführung können sie mit erheblichen Haftungsansprüchen konfrontiert werden. In Dänemark sind die Haftungsregelungen für Architekten und Ingenieure im Baubereich in der Regel durch die sogenannte „Byggeskadeloven“ (Bauschadengesetz) festgelegt.
Das Bauschadengesetz schreibt vor, dass Planende für Mängel haften, die während der Bauphase oder innerhalb einer festgelegten Gewährleistungsfrist nach der Fertigstellung des Projekts auftreten. Die Gewährleistungsfrist beträgt in der Regel fünf Jahre für Bauwerke und zwei Jahre für bestimmte andere Arbeiten. Diese Haftung kann sowohl für Sachschäden als auch für finanzielle Verluste gelten, die durch die Mängel verursacht werden.
Nachdem weder der Titel noch die Berufsausübung in Dänemark geschützt sind, gibt es auch keine Pflichtmitgliedschaft in einer gesetzlichen Kammer. Der Berufsstand ist durch Verbände vertreten:
- die Danish Association of Architects („Akademisk Arkitektforeningen“) steht EU-Architektinnen und -Architekten offen und bietet seinen Mitgliedern günstigere Versicherungen an,
- sowie die IDA („Ingeniørforeningen i Danmark“) für Ingenieurinnen und Ingenieure.
Planende sind gesetzlich nicht zum Abschluss einer Berufshaftpflichtversicherung verpflichtet. Wer aber Mitglied des Verbands Dänischer Architekturbüros „Danske Ark“ werden will, ist verpflichtet, eine Berufshaftpflichtversicherung abzuschließen, um eventuelle Schadensersatzansprüche im Rahmen einer von ihm erbrachten Leistung abzudecken. Der Verband hat circa 700 Mitglieder, die schätzungsweise circa 85% – 90% des gesamten Auftragsvolumens in Dänemark planen. Die Mitgliedschaft ist von Vorteil, da der Verband über ein großes Netzwerk verfügt, Partnerschaften und Kontakte ermöglicht und bspw. konkurrenzfähige Preise zur Berufshaftpflichtversicherung und endgeldlose Rechtsberatung bei Werkvertragsentwürfen anbietet.
Versicherungsschutz vor Ort
Ein gesonderter Versicherungsschutz für Planungsleistungen bei Projekten in Dänemark ist in der Regel nicht nötig. Bereits die Musterbedingungen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (Stand 05/2020) sehen einen Deckungsschutz zur Berufshaftpflichtversicherung in Bezug auf Schäden im Ausland innerhalb der EU sowie der Schweiz, Liechtenstein, Norwegen und Island vor, sofern der Versicherer gemäß den jeweiligen landesrechtlichen Bestimmungen berechtigt ist, Versicherungsschutz in diesen Ländern zu bieten. Als besondere Ausschlüsse im Bereich der Auslandsdeckung gelten alle Ansprüche im Zusammenhang mit Arbeitsunfällen, Strafzuschlägen zum Schadenersatz und nach den Artikeln 1792ff. und 1231-1 des französischen Code Civil oder gleichartiger landesrechtlicher Bestimmungen (Décennale), die für Dänemark jedoch keine Relevanz haben. Auch handelt es sich bei Dänemark um kein Land, welches unter das sog. „Non-admitted-Verbot“ fällt. Anders verhält es sich bei der Mitversicherung von lokalen Niederlassungen, Tochterfirmen, etc. bei deutschen Planungsbüros. Eine Mitversicherung im Rahmen einer deutschen Berufshaftpflichtversicherung ist nur bei wenigen Versicherern möglich. Bereits die Abführung der lokalen Versicherungssteuer ist für viele Versicherer aus Deutschland nicht umsetzbar.
Fazit
Architekturschaffende spielen auch in Zukunft die zentrale Rolle bei der Planung von Lebensräumen. Angesichts der potenziellen Risiken und Haftungsansprüche ist die Absicherung über eine professionelle Berufshaftpflichtversicherung (oder ein internationales Versicherungsprogramm) geboten.
Der Service von AIC – unsere Erfahrung ist Ihr Vorteil!
Als international agierender Versicherungsmakler haben wir über 20 Jahre Erfahrung im Umgang mit Auslandsrisiken. Dabei können wir auf ein weites Netzwerk kompetenter Versicherer und Kooperationspartner – auch in Dänemark – zugreifen. Gern erarbeiten wir ein belastbares Konzept für den Versicherungsschutz Ihres nächsten Bauvorhabens in Dänemark!
Unsere Leistungen im Überblick
- Entwicklung, Ausschreibung, Koordination und Betreuung internationaler Versicherungsprogramme
- Platzierung von Spezialdeckungen im Ausland
- Internationales Risiko-Management, Beratung und Schadenabwicklung
- Regelmäßige Prüfung, Wertung und Reporting der bestehenden Versicherungsvereinbarungen
Kontakt
Quellen:
- https://skandbaunews.e-ls.de/category/daenemark/
- https://www.danskeark.dk/content/membership
- https://www.danskeark.dk/content/danish-association-architectural-firms
- Heyne, 2007, „Wirtschafts- und Berufsorganisationen in Dänemark“, S. 12
- Danish Construction Association (Dansk Byggeri)
- Alexander Köhler und Nikolai Coerper, AIC